Das Denkmal des Reformators Luther ist nicht zu übersehen. Immerhin ist es dreieinhalb Meter hoch. Im Zuge der Vorbereitung des 500. Jubiläums der Reformation in Deutschland hat nun auch die Hauptfigur des historischen Luther-Denkmals von 1895 einen neuen provisorischen Standort erhalten. Sie wanderte von der schattigen Nordseite der St. Marienkirche, wo sie erst im Oktober 1989 aufgestellt worden war, auf den Platz vor dem Eingangsportal der Kirche an der Westseite.
Erst nach dem Jubiläum soll die Statue des Reformators Martin Luther (1483-1546) seinen endgültigen Platz finden und in ein modernes Denkmal-Ensemble integriert werden.
Nicht weit entfernt sind das Rote Rathaus und der berühmte Neptun-Brunnen von Reinhold Begas. Deshalb bevölkern bei schönem Wetter auch viele Berlin-Besucher den Ort.
Ungefähr hier lag der Neue Markt, der 1292 erstmals zusammen mit der St. Marienkirche urkundlich erwähnt worden war. Historisch soll der zweitälteste Berliner Markt sich zwischen der Spandauer Straße und der St. Marienkirche befunden haben.
Am Neuen Markt hatte einst auch das Hochgericht seinen Sitz. 1324 wurde der Bernauer Propst Nikolaus an dieser Stelle von empörten Berliner Bürgern erschlagen, wofür die Berliner bis 1347 im Kirchenbann leben mussten. Vor dem Portal der St. Marienkirche erinnert ein Sühnekreuz aus Stein noch heute an dieses historische Ereignis.
Das zum 400. Luther-Geburtstag errichtete ursprüngliche Luther-Denkmal war mit acht Begleitfiguren aus der Geschichte der Reformation geschmückt, die während des Zweiten Weltkriegs zu Rüstungszwecken eingeschmolzen wurden. Kurz vor Kriegsende zerstörten Bomben die Denkmalsanlage. Allerdings blieb die Luther-Skulptur erhalten.
Abbildung eines gemeinfreien Werkes: TU Berlin Architekturmuseum, Inv. Nr. F 0068.
Skulptur und Denkmal hatte der Bildhauer Paul Otto (1846-1893) entworfen, der 1883 bereits das Denkmal des sitzenden Wilhelm von Humboldt vor der damaligen Berliner Universität geschaffen hatte. Nach dem Tod Ottos vollendete der Berliner Bildhauer Robert Toberentz (1849-1895) dessen Werk. Von ihm stammt der Kopf der Luther-Figur.
Otto und Toberentz hatten die Berliner Kunstakademie besucht und sich der naturalistischen Kunst-Richtung von Reinhold Begas angeschlossen. Viele Schaffensjahre hatten sie in Rom verbracht. Schließlich wurden beide Professoren in Berlin.