Otto-Nagel-Haus

Otto-Nagel-Haus (rechts), Märkisches Ufer 16–18, 10179 Berlin

Die unter Denkmalschutz stehenden Wohnhäuser Nr. 16-18 gehören zu den letzten erhaltenen Bauten von Neu-Cölln aus dem 18. Jahrhundert am Spreekanal in Berlin Mitte. Bis zu seiner Aufteilung in einzelne Parzellen im Jahr 1681 befand sich hier ein städtischer Holzplatz. 📷

Beim Haus Nr. 18 erinnert die Zahl 1730 auf der barocken Fassade an das Jahr der Fertigstellung des Gebäudes. Als Baumeister wird Martin Grünberg erwähnt. Entworfen wurde das Gebäude als fünfachsiger Putzbau mit einem giebelgeschmücktem Mittelrisalit und einem Korbbogenportal. Das schmiedeeiserne Torgitter stammt aus einer Gruftkapelle der Nikolaikirche. Das Haus Nr. 16 wurde um 1790 als dreigeschossiger sechsachsiger Putzbau errichtet.

Nach einer Restaurierung und Rekonstruktion für eine museale Nutzung wurde im Juli 1973 das Otto-Nagel-Haus am Märkischen Ufer eröffnet. Bis 1995 (Schließung) informierte eine Ausstellung über das Werk des Malers Otto Nagel, sein persönliches Leben und sein Wirken als langjähriger Präsident der Akademie der Künste im Ostteil Berlins. Seit 1995 ist das Bildarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hier untergebracht. In unregelmäßigen Abständen finden Ausstellungen statt.

Eine Gedenktafel am Haus Reinickendorfer Straße 67 im Wedding erinnert daran, dass am 27.09.1894 einer der bedeutendsten Berliner Maler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Otto Nagel, in diesem Haus geboren wurde. Otto Nagel begann zunächst eine Lehre als Glasmaler, arbeitete dann als Transportarbeiter und wurde 1912 Mitglied der SPD.

Im Ersten Weltkrieg wurde er zunächst Soldat, kam dann als Kriegsdienstverweigerer in ein Straflager. 1917 wurde Otto Nagel Mitglied der USPD und 1918 Mitglied der KPD. 1919 malte Otto Nagel seine ersten Ölbilder und Pastelle. Zunächst stark vom Expressionisten August Macke beeinflusst, wurde sein Stil später realistischer und sachlicher.

Bald galt er als „der Maler aus dem Wedding“ und als proletarischer Künstler. Otto Nagel war mit Heinrich Zille, der sich besonders für das Milieu der armen Leute interessierte, und mit Käthe Kollwitz, für die er Ausstellungen im Leningrad und Moskau organisierte, befreundet.

1931 stellte er in der 1918 entstandenen Novembergruppe aus und war von 1928 bis 1932 Herausgeber der Satirezeitschrift Eulenspiegel. 1933 wurde Otto Nagels Wahl zum Vorsitzenden des Reichsverbandes der Bildenden Künstler Deutschlands sofort von den Nazis annulliert.

1936/37 wurde Otto Nagel im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Nach seiner Entlassung erhielt er ein Verbot, in seinem Atelier zu arbeiten. 1937 wurden drei Gemälde Nagels aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt und als „Entartete Kunst“ zerstört.

So hatte er wohl auch Gelegenheit, seine Liebe zu Alt-Berlin produktiv künstlerisch zu nutzen. Immer, wenn das Wetter und seine Zeit es erlaubten, zog er mit seinen Pastellstiften, dem Malstühlchen und seinen Pappen in das Alte Berlin, zuletzt noch in den letzten Jahren seines Lebens.

Otto Nagel war von 1950 bis 1952 Erster Vorsitzender und 1955/1956 Präsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR (VBK) und 1956 bis 1962 Präsident der Akademie der Künste der DDR.

Bis zu seinem Tod am 12. 07.1967 lebte Otto Nagel in seinem Haus in Berlin-Biesdorf, wo er auch sein Atelier hatte.