Historischer Friedhof mit Hinterlandsicherungmauer und Ausstellungstafeln
Der Invalidenfriedhof liegt zwischen Scharnhorststraße und Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, nördlich des Bundeswirtschaftsministeriums. Er gehört zu den ältesten Begräbnisanlagen Berlins und soll an die preußische bzw. deutsche Militärgeschichte, insbesondere an die Befreiungskriege 1813 bis 1815 erinnern. Der Friedhof wurde 1748 durch König Friedrich II. errichtet, in Verbindung mit dem Bau eines Invalidenhauses, in dem Kriegsopfer versorgt und gepflegt wurden.
Hier ruht z. B. der preußische Militärreformer Gerhard von Scharnhorst (1715-1813). Außerdem wurde hier auch der berühmte Jagdflieger Manfred von Richthofen (1892-1918), besser bekannt als der „Rote Baron“ beerdigt. Teile des Friedhofs lagen im damaligen Grenzgebiet, im Teil des so genannten Todesstreifens. Aufgrund seiner kulturellen und historischen Bedeutung steht dieser Friedhof heute unter Denkmalschutz und ist als Gartendenkmal gelistet.
1945 wurde der Nationalsozialismus besiegt. Die Alliierten verlangten eine Entnazifizierung der Grabstellen auf dem Invalidenfriedhof. Die nationalistischen Grabsteine verschwanden.
1951 wurde der Friedhof geschlossen und zum Sperrgebiet. Nachdem die ehemalige DDR am 13. August 1961 die Grenze abgeriegelt und mit dem Bau der Berliner Mauer begonnen hatte, durfte der in unmittelbarer Nähe auf Ostberliner Seite liegende Invalidenfriedhof ab November 1961 nicht mehr ohne Berechtigungsmarke betreten werden.
Quer über die Gräber zog sich nun die Mauer und der so genannte Todesstreifen mit Drahtzaun, Hundelaufstrecke, Patrouillenweg und Hinterlandmauer. Die Demarkationslinie zwischen dem sowjetisch besetzten Teil Berlins und den drei westlichen Sektoren verlief am Westufer des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals.
Von den circa 3.000 Grabstellen auf dem Gelände fanden sich beim Fall der Mauer keine 300 mehr. Die Gräber störten die damalige Sicht- und Schusslinie an der Mauer, die Denkmäler wurden tonnenweise abgetragen oder rücksichtslos vandalisiert. Etwa ein Drittel des Friedhofsgeländes wurde für den Todes- und Kontrollstreifen, die Licht- und Betontrasse sowie die Laufanlage für Wachhunde planiert. Den übrig gebliebenen Friedhof trennte man zuerst durch einen Stacheldrahtzaun und dann durch eine Betonmauer vom Grenzstreifen ab.
Der Invalidenfriedhof wurde mit drei Schautafeln ausgestattet, die über den größeren Grenzabschnitt zwischen Sandkrugbrücke im Süden und der ehemaligen Leitstelle „Kieler Eck“ (heute: „Gedenkstätte Günter Litfin“) im Norden informieren.
Am 23. Mai 1962 versuchte der 14-jährige Schüler Wilfried Tews über den Invalidenfriedhof und den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal in den Westen zu fliehen. Grenzsoldaten schossen auf ihn und Westberliner Polizisten erwiderten das Feuer. Tews überlebt. Die westdeutsche Polizei barg den durch sieben Schüsse schwer verletzten Flüchtling am westlichen Ufer. Ein Grenzsoldat (Peter Göring) starb bei dem Schusswechsel, zwei seiner Kameraden wurden verletzt.
Zwei Jahre später, am 22. Juni 1964, wurde der 29-jährige Maurergehilfe Walter Heike bei einem Fluchtversuch auf dem Invalidenfriedhof erschossen.
2011 wurde auf dem Weg zwischen den Grabfeldern nahe der historischen Friedhofsmauer die einzig erhaltene Glocke der ehemaligen Gnadenkirche aufgestellt, die auf eine bewegte Geschichte zurückblicken kann.
Mehr zur Geschichte des Invalidenfriedhofes findet man auf der Seite: Förderverein Invalidenfriedhof e.V. (Link: http://www.foerderverein-invalidenfriedhof.de/)
Videos von Mitte TV zum Invalidenfriedhof: