Die Bogenspannerin im Kolonnadenhof

Die Bogenspannerin von Ferdinand Lepcke im Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie
Die Bogenspannerin von Ferdinand Lepcke im Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie

Die „Bogenspannerin“ des Bildhauers Ferdinand Lepcke (1866-1909) ist eine beliebte Skulptur und auch ein anspruchsvolles Fotomotiv. Von der 1897 erschaffenen Plastik wurden viele lebensgroße Abgüsse hergestellt und an verschiedenen Orten aufgestellt, darunter im Kolonnadenhof der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel (Foto) und auf dem Hohenzollernplatz (Wiederaufstellung 1997) in Berlin-Nikolassee.

Am 18. Oktober 1910 wurde die Groß-Skulptur der „Bogenspannerin“ in Bydgoszcz, dem ehemaligen Bromberg, enthüllt. Inzwischen gilt die Skulptur als Symbol und Wahrzeichen der polnischen Stadt. Hier fand 2014/15 eine viel beachtete Ausstellung von Werken des Berliner Bildhauers statt.

Aber auch in Heringsdorf auf Usedom, in Ferdinand Lepckes Geburtsstadt Coburg oder auf dem Störtebekerplatz (1982) in Wilhelmshaven finden sich weitere Abgüsse der „Bogenspannerin“, die auch als Kleinplastik außerordentlich erfolgreich wurde.

In seiner Werkstatt entstanden zahlreiche dieser Kleinplastiken, die überwiegend grazile Frauenfiguren darstellten. Seine als „Salonbronzen“ bezeichneten Arbeiten kamen bei den zumeist gutbürgerlichen Sammlern (und Sammlerinnen) hervorragend an. Die Idealdarstellung nackter weiblicher Körper wurde von Ferdinand Lepcke in Vollendung umgesetzt. Er hat damit ein die Zeiten überdauerndes Schönheitsideal voller ästhetischer Reize geschaffen.

Zwischen 1883 und 1892 studierte Ferdinand Lepcke an der „Königlichen Akademie der Künste zu Berlin“ und war dort seit 1888 Meisterschüler des Bildhauers Fritz Schaper (1841-1919). Zuvor hatte er an der Schule des Kunstgewerbemuseums gelernt und eine Ausbildung im Atelier der Brüder Biber absolviert.

1891 wurde er Mitglied im Verein Berliner Künstler. Studienreisen führten ihn nach Rom (1893 großer Staatspreis und Stipendium) und dann auch nach Frankreich und Kopenhagen. Er schuf zahlreiche Bronzeplastiken, Grabdenkmäler, Marmorbüsten und Denkmäler. 1905 wurde Ferdinand Lepcke in Berlin zum Professor ernannt.

Nach dem Tod des Bildhauers im Jahre 1909 verkaufte sein Bruder zahlreiche Modelle an die Kunstgießerei Lauchhammer zusammen mit der Lizenz zur Vervielfältigung und zum Vertrieb. Eine größere Sammlung von Werken Ferdinand Lepckes befindet sich heute im Besitz der Stadt Coburg.